Aus Sicht der SPD-Fraktion sind die Überlegungen der Verwaltung zur Schulentwicklungsplanung im Bereich der weiterführenden Schulen eine Enttäuschung, da die Zementierung des Status quo offenkundig im Fokus steht und handlungsleitendes Motiv ist.
Das große Problem von Ratingen im Bereich der weiterführenden Schulen, dass nicht jedem Kind in Ratingen ein für die individuellen Bildungschancen und -wünsche angepasstes Angebot vor Ort unterbreitet werden kann, wird nicht gelöst. Das Problem des Schulformwechsels nach der Orientierungsstufe aus dem Gymnasium zurück in eine andere Schule, wird überhaupt nicht angesprochen und die Verwaltung liefert auch keine Zahlen dazu. Wenn man sich aber an die Diskussion um ein Hauptschulangebot an der Friedrich-Ebert-Realschule erinnert, weiß man auch, dass in Ratingen die Zahl der Schulformwechsler besonders hoch ist.
Nach Ansicht der SPD-Fraktion sollte eine gute Schulentwicklungsplanung ambitioniert sein, über das bloße Sichern eines (unbefriedigenden) Status quo hinausgehen und auch einen mittelfristigen Planungshorizont abdecken.
Zu allererst gehört nach Ansicht der SPD-Fraktion in eine gute Schulentwicklungsplanung das Bekenntnis, jedem Kind in Ratingen ein für die individuellen Bildungschancen und -wünsche angepasstes Angebot vor Ort vorzuhalten und dafür eine entsprechende inklusive Schullandschaft zu bilden. Da mag die Stärkung des Realschulangebots in Lintorf zu Lasten von Ratingen West ein sinnvoller Baustein sein, der aber nicht losgelöst von dem gesamten Prozess der Beteiligung der Schulen beschlossen werden kann, zumal Wechselwirkungen zu beachten sind. Daher stimmte die SPD-Fraktion auch gegen diesen Vorschlag.
Zudem löst die Stärkung des Realschulangebots in Lintorf nicht das grundsätzliche Problem des fehlenden Angebots für Schülerinnen und Schüler mit Hauptschulbedarf. Aus Sicht der SPD-Fraktion kann und darf Ratingen seine Bildungsaufgaben nicht dadurch lösen, dass ein Teil der Schülerinnen und Schüler ins Umland geht. Wenn alle Umlandgemeinden dann auch Beschlüsse wie Ratingen selbst zu auswärtigen Schülerinnen und Schülern fassen, hätte Ratingen ein noch viel größeres Problem. Ratingen braucht ein integriertes Bildungsangebot für alle Bildungsniveaus und dieses kann aus Sicht der SPD-Fraktion nur durch eine weitere Gesamtschule gelöst werden. Eine weitere Vergrößerung der Gesamtschule in West – daher soll das Schulzentrum West ja auch entlastet werden – ist aus Sicht der SPD-Fraktion nicht die beste Lösung, zumal die künftigen Bedarfe sich primär im Norden des Stadtgebietes ergeben werden.
Diesen Blick in die Zukunft vermisst die SPD-Fraktion völlig in den bisherigen Unterlagen zur Schulentwicklungsplanung: Die erheblichen Planungen in Breitscheid nach dem neuen Regionalplan, die Siedlungsgebiete entlang der Westbahn, das Gelände Rehhecke, die Goldkuhle werden erhebliche Auswirkungen auf den Schulstandort Ratingen haben. Eine gute Schulentwicklungsplanung muss nach Ansicht der SPD-Fraktion dafür Antworten bieten. Traurig und ärgerlich zugleich, dass offenbar manch andere Fraktion wohl keine Antworten darauf benötigen, wie die SPD Fraktion in der Ratssitzung am Dienstag, leider feststellen musste.